Mir brauche kaa Redner zu kaufe, mir feiern noch echt Fassenacht

Der ECV hatte begeistertes Publikum für Tratschweiber, Knallbonbons, Zuckerschnude, Rieslingsterne und Dance-Kids

Eltville. (chk) – Mit neuem Einfallsreichtum und viel Übermut füllten die Akteure des Eltviller Carneval Vereins (ECV) ihre erste Prunksitzung. Nach dem farbenfrohen Einzug von Elferrat Garde, Mini-Prinzengarde, Tanzmariechen und Dance Kids begrüßte Sitzungspräsident Matthias Bleul die Gäste zu einem mehr als sechs Stunden dauernden Programm, das mit Reden, Gesang und Tanz brillant gefüllt war.

Die ECV-Akteure hatten in der einladend hergerichteten Turnhalle der Freiherr-vom Stein-Schule ein großartiges Publikum, das sich mitreißen und m die ausgelassene Stimmung einbinden ließ.

Während Bürgermeister Patrick Kunkel bei einem kurzen Auftritt in der Bütt im Aufeinandertreffen von Weihnachtsplätzchen, Landtagswahlkampf und Fastnacht eine besondere Herausforderung sah, waren die Eltviller Narren – politisch gesehen – in diesem Jahr eher zurückhaltend: “Harlekin” Heinz-Günther Haas mit seinem Blick auf das politische Geschehen, und selbst die beiden “Tratschweiber” Irmgard Schermer als “Berta” und Irmgard Bleul als “Auguste” schonten weitgehend die Kommunalpolitiker im Saal. Als hinreißendes Duo trugen sie Texte aus der Feder von Helga Simon vor und versäumten nicht, einen Blick auf ihre liebsten Nachbarn zu werfen – die “Kiddericher”, die sich für alles Hilfe holen, sogar für ihre Fastnachts-Sitzungen, ganz im Gegensatz zum ECV. Davon konnte “Rosenkavalier” Markus Molitor ein Lied singen: “Der ECV wird dies Jahr 60 – nicht alt, nein, ich möcht sage jung! Und nach dene Sitzunge lechz ich, weil die mit viel Spaß und viel Schwung! Vor allem mit eigene Leute, wird hier das Programm noch gemacht, mir brauche kaa Redner zu kaufe, mir feiern noch echt Fassenacht”

Professor Dr. Leo Gros, feingeistiger Polit-Kabarettist des ECV, forschte diesmal als Jurist in der verbalen Bodenlosigkeit des deutschen Rechtssystems nach Nießbrauch, Nutznießern, grobem und feinem Unfug. Um den Haftgrund zu erforschen, hatte er einen solchen aus dem Baumarkt mitgebracht, um schließlich festzustellen, daß der Hersteller haftet, wenn der Haftgrund nicht haftet.

Show und Tanz

Über begeisterten Beifall konnten sich Jurist, Tratschweiber und Rosenkavalier ebenso freuen, wie die übrigen Redner, Show- und Gesangsgruppen, die das Publikum zum Mitmachen, Mitsingen und Schunkeln animierten. Erfrischende Lebensfreude versprühten die “Sektperlscher”, die zu bewährten Hits wie “Biene Maja” oder “Moskau” in ständig neue Rollen und Kostüme schlüpften, wie auch die Animationsgruppe unter der Leitung von “Chefanimator” Horst Haas, die den ganzen Saal zum Singen, Schwingen und Schwitzen brachten mit “Da hat das rote Pferd sich einfach umgedreht…” Ein ganz besonderes Casting präsentierten die “Zuckerschnude”, eine etwas lädierte “mixed group”, die sich mit ihrem “Fleischworscht”-Song für den Auftritt beim Metzgerei-Ball bewarb und prompt Erfolg hatte. Die “Knallbonbons” – die Kinder vom ECV – die auf der Gitarre von Belinda Höber und Andy Otte begleitet wurden, präsentierten kesse Songs und Sprüche. Roman Meth und Matthias Bleul setzten mit überwältigender Komik “Die Wanne ist voll” und “Ein Stern, der deinen Namen trägt” in Szene.

Glanzvolle Tanzdarbietungen sind in jedem Jahr Markenzeichen der ECV-Fastnacht, angefangen von der entzückenden Mini-Prinzengarde, über die Dance-Kids, die mit tollen akrobatischen Einlagen beeindruckten bis hin zur meisterhaften ECV-Garde und zur “Garde Modern”, die einen traumhaften orientalischen Tanz aufs Parkett legte. Den krönenden Abschluß des Programms servierte wieder das Männerballett mit dem neuen Namen “Die Rieslingsterne”, das von Jahr zu Jahr professioneller auftritt. Ein besonderer Höhepunkt war der Auftritt von “Tanzmariechen” Nadine Sutschet, die in atemberaubender Akrobatik über die Bühne wirbelte.

Dazwischen hatte das Publikum noch einiges zum Schmunzeln und Lachen: Mit Maximilian Wenz als “Entche vom Rhoi”, “Fußballstar” Erika Mager, mit den “Rheingauer Notärzten” Heinz-Günther und Yannick Haas und mit Michael Reuter und Roman Meth, die als “Johann und Josepp” über das Leben philosophierten und den Nachbarn im gotischen Weindorf eine Klatschmaschine bauen wollen. Dem “Rheinadel” – Horst Haas, Andreas Michel und Ernst Charisse – der auf der Bank am Weinprobierstand Platz genommen hatte, servierte diesmal Anna-Maria Mucke sogar Wein und konterte mit kessen Sprüchen.

Als Super-Knaller in der Bütt schaffte es Siegfried Schön wieder einmal, das Publikum zu Lachtränen zu rühren. Mit unbeschreiblicher Komik schilderte er seine Erlebnisse bei einer Norwegenrundfahrt auf einem 15stöckigen Passagierschiff, bei einem “All-inklusive-Urlaub” auf Rhodos und schließlich den Besuch in einem riesigen Möbel-Markt.

Für jede Gruppe und jeden Redner hatte Sitzungspräsident Matthias Bleul einen Spruch parat, moderierte und kommentierte das Geschehen mit heiteren Anmerkungen und begrüßte unermüdlich den ganzen Abend Ehrengäste und bekannte Eltviller und Rheingauer Persönlichkeiten im Saal. Zum großen Finale kamen noch einmal alle Mitwirkenden auf die Bühne und ließen sich von einem begeisterten Publikum stürmisch feiern und verabschieden.

Quelle: Rheingau Echo