Gott Jokus Straßenfeger in Elfeld

Über sechs Stunden karnevalistisches Feuerwerk vom Eltviller Carneval Verein

Eltville (ms) – Die Rheingauhalle war festlich geschmückt und prall gefüllt, das Zwei-Mann-Orchester ‘Royal’ einfühlungsvoll und mit Big-Band-Live-Sound: der Eltviller Carneval Verein hatte zu seiner 1. Prunksitzung eingeladen, in der von der Ablaufregie über die Technik bis hin zu den einzelnen Auftritten alles stimmte. Oder besser gesagt: hochstimmte.23 Programmpunkte – von einer kurzen Pause unterbrochen – waren im Namen von Gott Jokus abzuhandeln. Keinen davon hätten wir vermissen wollen. Zur Detailbeschreibung reicht unser Platz nicht aus. Zu einem Streifzug durch das vielseitige Programm schon. Sitzungspräsident Prof. Dr. Leo Gros – als schlagfertiges karnevalistisches Multitalent wieder in Hochform – konnte in der ersten Halbzeit den Nachwuchs von Mini bis halbgroß präsentieren, bevor er selbst die Bühnenbretter betrat, aber dazu später. Dazwischen glänzte der Harlekin mit zeitgeschichtlicher Glossierung der kleinen Stadt- und großen Landespolitik, während die Garde der hübschen Mädchen den Blutdruck vor allem der männlichen Zuschauer in die Höhe trieb.

Für Männerfeindin Anna Maria Mucke klar, wie überflüssig eigentlich Männer sind, was die 4 vom Rheinadel gleich danach auch unter Beweis stellten. Bevor Bernd-Hans Gietz mit den tollen Stimmen der Kellergeister zeitkritische Gesangstexte vor die Pause setzte, gab’s die bereits angesprochenen philosophischen Betrachtungen des Uhrmachers Leo Gros. Feinsinnige zeitgeistliche Spekulationen über das, was noch geht, wie und wohin und auch darüber, wann es Zeit ist, zu gehen. Und auch nach der Pause ging es Schlag auf Schlag weiter. Das Ballett tanzte hinreißend zu Melodien aus ‘Grease’, Sigfried Schön blödelte gekonnt als lebenserfahrener Weitgereister, ohne dabei in die angefressene Mottenkiste mit den alten Witzen zu greifen. In Rosi’s tratschenden Friseursalon hätten die zwei alkoholisierten Tagediebe Markus Molitor und Raimund Thelen eher nicht gepasst, obwohl sie auch in der Reihe der Spaßmacher des Abends vorderste Plätze belegten. Als dann vor dem großen Finale das ‘afrikanische’ Männerballett artistisch über die Bühne wirbelte, kam uns in den Sinn, dass man auch auf diese Weise den geplanten Abbruch der alten Rheinhalle realisieren könne. Offen blieb letztendlich nur die Frage, wie man Bürgermeister und Stadtrat so auf eine Schiene bringen kann, dass selbst die Eltviller ihre heimliche Liebe zu den Kiedrichern wieder ausgraben. Trotz der rein zeitlichen Überlänge war es jedenfalls ein höchst vergnüglicher Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden.

Quelle: Rheingauer Wochenblatt