Jed‘ Dorf hot en Bürcherhaus

21.02.2011 – ELTVILLE

Von Kerstin Prosch

FASTNACHT Nur Eltville nicht / ECV weiter auf Erfolgskurs/ Siggi Schön verabschiedet sich als Aktiver von der Bühne

Gut, besser, ECV! Damit ist eigentlich alles gesagt. Die Sitzungen des Vereins machen schlicht und einfach Spaß. Bereits in der vergangenen Kampagne hatte der Eltviller Carneval Verein (ECV) mit einem tollen Programm von sich Reden gemacht. Mühelos knüpfte er jetzt an seinen Erfolg aus dem Jahr 2010 an. Die Sitzung, die am Samstag in der Turnhalle der Freiherr-vom-Stein-Schule geboten wurde, dürfte erneut zu den besten im ganzen Rheingau zählen.

Matthias Bleul führte locker flockig durchs Programm. Gäbe es einen Orden für gute Sitzungspräsidenten – Bleul hätte ihn verdient. Zu überzeugen wusste er aber nicht nur an der Spitze des Elferrates, sondern auch gemeinsam mit Roman Meth auf der Bühne. Als Pärchen sangen, spielten und kommentierten sie das Lied „Tränen lügen nicht“. So fragte Bleul zum Beispiel bei der Zeile „Die große Stadt lockt mit ihrem Glanz“ erstaunt „Eltville?“.

Glücklich durfte sich schätzen, wer weit vorne saß, weil Meth und Bleul gestisch und mimisch zu punkten wussten. Unterstützt wurde das Duo von den Backgroundsängern Kathrin Thören, Michaela Sunkel, Stefan Zell und Guido Kleemann.

Die zwölf Tänzerinnen der ECV-Show-Tanz-Gruppe kletterten zu Beginn ihrer Aufführung aus dem Bauch einer riesigen Spinne. Schwer zu sagen, was bei dieser Gruppe am meisten beeindruckte. Die aufwändige Maske und die Kostüme? Die effektvolle Choreografie? Oder die Leistungen der Aktiven?

Eine Stunde hat Tänzerin Tamara Schmidt zum Anziehen und Schminken gebraucht. Mit Sophie Bleul, Carolin Wenz, Anne Weyer, Anika Wegner, Annika Daubner, Janine Reuter, Rita Schumacher, Carolin Weimar, Antje Wilhelm, Jennifer Ortiz und Theresa Bleul trainiert sie bereits seit Sommer. Zeigen wird die Gruppe unter der neuen Leitung von Desiree Reintgen ihr Können auch auf Turnieren.

Als Hingucker erwiesen sich Irmgard Bleul und Irmgard Schermer. Als Tratschweiber Berta und Auguste hatten sie sich in ausladende und farbenfrohe Kleider für Wohlgenährte gehüllt. Wie Berta berichtete, stehe ihr Mann auf „üppische barocke Formen“. „Es bleibt en jo aach garnix anners ibberisch“, befand Auguste.

Ein Pokal fürs engagierte Publikum

Natürlich beleuchteten die Tratschweiber auch das Ortsgeschehen. „Jed‘ Quetschedorf hot en Bürcherhaus sogar die Hallgarter – und die Kiddericher“, zeigte Berta wenig Verständnis für das Fehlen eines solchen Hauses in Eltville. Rätselhaft war ihr, warum die Stadtverordneten dem „Kellerbau im Stoaberch“ zustimmten. „Des wern mir sicher schon bald erfahrn, wenn Wiki Leaks erst emol Ellfeld uffs Korn nimmt“, entgegnete Auguste.

Die Knallbonbons, eine engagierte Nachwuchsgruppe unter Leitung von Steffi Liebherr, trumpfte mit einer Talentshow auf. Gesucht war das beste närrische Auditorium. Das Eltviller Publikum schlug sich wacker. Ob Schunkeln oder Applaudieren – alle Aufgaben, die Theresa Piontek, Tim Kleemann, Kimberly Korn, Adrian Kirn, Ilka Antesberger, Josua Zell und Henrik Weimar den Gästen stellten, wurden erfolgreich gelöst.

„Nur das mit dem Singen hat nicht so geklappt“, verriet die 14 Jahre alte Theresa, die bereits seit vier Jahren bei den Knallbonbons mitmacht. Trotzdem gab es am Ende für das Publikum einen Pokal. „Ihr seid der beste Haufen, den wir je gecastet haben“, lobten die jungen Akteure.

Abschied zu nehmen war auf der Sitzung von Siggi Schön. Nach über 30 Jahren stand das Rednertalent zum letzten Mal auf der närrischen Rostra des ECV. „Alles hat seine Zeit“, erläuterte er seinen Rückzug. Schön brillierte beim ECV in den verschiedensten Rollen. Als Beamter war er ebenso zu sehen wie als Oberkellner. Diesmal war er der Märchenonkel, von dem unter anderem zu erfahren war, dass der böse Wolf nie gut gekaut haben muss. Wie sonst lasse sich erklären, dass die Geislein und andere Märchenfiguren unbeschadet aus seinem Bauch geholt werden konnten.

Wie in den Vorjahren trat Schön außerdem mit dem 13 Jahre alten Max Meth als „Opa unn Enkel“ auf. Der Junge soll in seine Fußstapfen treten. Der Altfastnachter hat bereits zugesagt, ihm die Rede für die Kampagene 2011/12 zu schreiben. Auf die darf man ebenso gespannt sein, wie auf die nächste Sitzung des ECV. Noch ein paar Hänger raus und die Eltviller stehen an der Spitze der Rheingauer Vereine, wobei darauf hinzuweisen ist, dass der ECV die Sitzungen komplett mit Eigengewächsen gestaltet.

Quelle: Wiesbadener Tagblatt